Wenn wir heute von der Europäischen Union (EU) sprechen, dann meinen wir den politischen und wirtschaftlichen Zusammenschluss von 28 europäischen Staaten, in denen insgesamt knapp 506 Millionen Menschen leben (Stand 2017). Was für uns heute selbstverständlich ist, hat sich nach Jahrhunderten der Feindschaft und kriegerischen Auseinandersetzung erst vor 70 Jahren rasant entwickelt. Die EU ist also noch sehr jung und doch für uns Jugendliche längst zum Alltag geworden. Angesichts aufkommender Finanzkrisen und u.a dem Austritt Englands aus der EU, dem so genannten Brexit, fragen sich vermehrt Schüler, Studenten und junge Menschen warum sich diese Länder ursprünglich zusammengeschlossen haben und welche Aufgaben die Europäische Union heute eigentlich erfüllt.
Frieden und Sicherheit
Am besten fangen wir ganz von vorne an: Durch den zweiten Weltkrieg und dessen erschreckende Folgen beschlossen einige europäische Länder, dass ein solch verheerendes Ereignis sich niemals wiederholen dürfe. Die europäischen Länder sollten nie wieder gegeneinander kämpfen, sondern vielmehr miteinander in Frieden leben; deshalb wurde zwischen 1945 und 1950 von einigen europäischen Politikern, unter ihnen Winston Churchill, Robert Schuman und Alcide De Gasperi unter Einbeziehung Deutschlands mit Konrad Adenauer, ein Prozess eingeleitet, in dessen Folge sich die heutige EU entwickelte. Um dauerhaften Frieden und Wohlstand zu garantieren, wurden neue politische und wirtschaftliche Strukturen aufgebaut. Der damalige französische Außenminister Robert Schumann schlug vor, die Produktion der Rohstoffe (Kohle und Stahl), mit denen der Krieg vorbereitet worden war, gemeinsam zu verwalten, um sicherzustellen, dass sich kein Land jemals mehr heimlich bewaffnen könne. Daraufhin entstand 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), aus der schließlich die heutige EU hervorging.
Erst 6 dann 28 Länder
Gegründet wurde sie von sechs Ländern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Schon wenige Jahre später beschlossen diese sechs Gründungsstaaten, ihre Zusammenarbeit auf weitere Wirtschaftszweige auszudehnen. Im Jahr 1957, also heute vor 70 Jahren, wurde der Vertrag von Rom unterzeichnet, mit dem die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet wurde. Gegenseitige Feindschaft gehörte ab nun der Vergangenheit an und wurde von friedlicher Zusammenarbeit abgelöst. Schnell zeigten sich große wirtschaftliche Fortschritte, u.a. weil die Zölle wegfielen, so dass immer mehr Länder dieser Gemeinschaft beitreten wollten: 1973 kamen Großbritannien, Dänemark und Irland hinzu, 1981 und 82 Griechenland, Spanien und Portugal, 1995 Finnland, Schweden und Österreich. Nachdem 1989 in Berlin die Mauer gefallen war, kamen auch osteuropäische Länder hinzu: Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Malta, Zypern, Rumänien und Bulgarien und zuletzt 2013 Kroatien.
Gemeinsame Gesetze
Alle neuen Mitglieder mussten bereit sein, die EU-Rechtsvorschriften zu akzeptieren und die Grundsätze von Freiheit, Demokratie, Achtung der Menschenrechte sowie Grundfreiheiten und Rechtsstaatlichkeit nicht nur zu respektieren sondern jeweils in ihrem Land auch zu befolgen. Deshalb gelten gemeinsame Gesetze, gemeinsame Bildungsstandards, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik sowie Währungspolitik – und als gemeinsame Währung der EURO. Um all diese Regelungen und Gesetze abzustimmen, zu ergänzen, zu verbessern und schließlich zu bestimmen, entsenden alle Länder der Europäischen Union von ihnen gewählte Abgeordnete in das Europäische Parlament. Somit verfügt die EU auch über eine gemeinsame Europäische Verfassung, die für alle europäischen Länder gilt und nach Außen gegenüber anderen Ländern vertreten wird.
Quellen und weiterführende Informationen: Broschüre „Die EU & ich“ und Helles Köpfchen
Grafik: By Maximilian Dörrbecker (Chumwa) (Own work, using this base map by Alexrk2)
[CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons
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