Die nachhaltige Sicherung unserer Rente mittels eines Staatsfonds am Beispiel Schwedens.
In der Folge „Hat Deutschland zu viel Angst vor der Börse, Marcus Koch [das wohl bekannteste deutschsprachige Gesicht der Wall Street]?“ seines Podcasts „1 Thema, 2 Farben“ thematisiert Christian Lindner, der aktuelle deutsche Bundesminister der Finanzen, wie der Titel schon vermuten lässt, dass die Deutschen sich in Bezug auf die Börse im Vergleich zu anderen wirtschaftlich entwickelten Ländern wie z.B. Japan, wo 28% der Bürger mit Einzelaktien handeln, oder der Niederlande, wo 30% der Bürger mit Einzelaktien handeln, sehr zurückhaltend verhalten.
In Deutschland sind nämlich insgesamt lediglich knapp 7% aller Bürger am Aktienmarkt aktiv.
Damit belegen die Deutschen zwar noch Platz 9 laut eines Rankings der Internetseite finanzen.net, jedoch ist die Quote weiterhin viel zu niedrig, wenn man bedenkt, dass selbst mit Bürgern, die in Fonds investieren, lediglich 17,5% von den Renditen am Aktienmarkt profitieren.
Warum ist dies jedoch ein Problem? Sollte es nicht jedem selbst überlassen sein, was er mit seinem Geld vorhat?
Grundsätzlich ja. Das Problem ist jedoch, dass wir aktuell in Niedrigzinszeiten leben, in welchen Leute wie unser Kanzler Olaf Scholz, der ja das Sparbuch weiterhin einer risikofreien Geldanlage in Fonds vorzieht, jährlich einen durch die Inflation bedingten Verlust an Kaufkraft von durchschnittlich 1,3%, gemessen an der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten 10 Jahre, verzeichnen und dadurch auch die Gelegenheit verpassen, vom Zinseszinseffekt zu profitieren und langfristig für das Alter vorzusorgen.
Natürlich kann man jedoch nicht von jedem Menschen verlangen, sich am Aktienmarkt zu beteiligen, da vielen das grundlegende Wissen und auch die Zeit dazu fehlt, sich mit der zugegebenermaßen teils komplexen Börse auseinanderzusetzen – und das ist fatal, da somit fast 83% aller Deutschen nicht ausreichend für ihr Alter vorsorgen.
Was heißt das überhaupt? Haben wir nicht in Deutschland mit der klassischen Rente schon eine gesetzliche Altersvorsorge?
Ja, die haben wir. Jedoch ist unser System der Altersvorsorge angesichts der alternden Gesellschaft langfristig keine Option mehr, da es davon lebt, dass das in die Rentenkasse eingezahlte Geld direkt wieder ausgeschüttet und an die Rentner verteilt wird. Unser aktuelles System bedingt es, verbunden mit der alternden Gesellschaft also, dass langfristig immer weniger Arbeitende immer mehr Rentner versorgen müssen, was nicht realisierbar ist. Aktuell subventioniert der Staat schon jährlich mit 4 Mrd. € an Steuergeldern unser Rentensystem – Geld, was man bei einem funktionierenden System z.B. in den Klimaschutz oder die Digitalisierung stecken könnte…
Aus einem Artikel der Tagesschau geht nun sogar hervor, dass einem Vollbeschäftigten bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2800€ gerade mal 1300€ Rente brutto zustehen. „Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung bedeute dies netto etwa 1160 Euro an Altersbezügen“ – so eine niedrige Rente kann man nicht als ausreichend ansehen. Daher muss gehandelt werden, da es nicht sein kann, dass jemand, der sein Leben lang in die Rentenkasse einzahlt, sich im Alter auch nur in der Nähe der Armutsgrenze von 1.074€[1] aufhält.
Und mit handeln meine ich nicht irgendwelche sinnlosen Verschiebungen von Renteneintrittsaltern verbunden mit Steuererhöhungen, wie es die Linke fordert, sondern eine Generalüberholung des Systems.
Christian Lindner und die FPD plädieren z.B. für ein neues System der Altersvorsorge in Deutschland. Sie fordern nämlich einen Staatsfonds für alle Bürger am Beispiel des schwedischen Staatsfonds AP7.
Funktionsweise des schwedischen Staatsfonds AP7:
Ca. 2%[2] des Bruttomonatseinkommens fließen bei diesem Modell nun nicht mehr in die normale Rentenkasse, sondern in die Aktienrente. 1% wird vom Arbeitgeber und 1% vom Arbeitnehmer in einen staatlichen Aktienfonds eingezahlt, welcher das Kapital langfristig und weltweit diversifiziert anlegt. Dieser ersetzt wohlgemerkt die normale Rentenkasse nicht, sondern er ergänzt sie.
Der schwedische Staatsfonds AP7, an dem der deutsche Staatsfonds sich orientieren würde, basiert auf 3 Bausteinen.
Der erste und größte Baustein besteht zu 96% aus Einzelaktien, welche nach dem Vorbild des MSCI ACWI[3] gekauft werden, und zu 4% aus Unternehmen aus dem Private Equity[4], welche auf Clean Tech[5] fokussiert sind. Durch die weltweite Anlegestrategie ist dieser Baustein des Staatsfonds fast in Gänze risikofrei, da er, wie in der Fußnote festgehalten, in über 3.000 Einzelwerte von stabilen Unternehmen investiert.
Der zweite Baustein arbeitet mit 10%-15% gehebelten[6] Futures[7]. Damit versucht der optimistisch gestimmte Fonds, nochmal mehr Rendite zu erzielen, und er tut dies mit dem vergleichsweise doch sehr kleinen Hebel auch ohne großes Risiko.
Beim dritten Baustein bedient sich der Fonds mit der Long/Short-Strategie einer Hedgefonds Strategie[8], mit welcher p.a. die Rendite um weitere 0,7% erhöht wird.
Seit 2011 konnte der Fonds 402% Rendite einfahren, was bedeutet, dass er eine jährliche Rendite von 16,6% (andere Quellen wie https://de.investing.com/funds/ap7-aktiefond sprechen sogar von einer durchschnittlichen Jahresrendite von 18,66%, also einer Gesamtrendite von 453,6 %) eingefahren hat. Damit schlägt der AP7 Fonds seinen Benchmark-Index, den MSCI ACWI, um jährlich 5,6%, weshalb man die zusätzlichen Standbeine des Fonds, nämlich den zweiten und dritten Baustein sowie die geringe Beteiligung an Unternehmen aus dem Private Equity als sehr wirksam bewerten kann.
Zusätzlich schlägt der schwedische AP7 den norwegischen NBIM um fast das Doppelte jährlich mit einer Rendite, welche pro Jahr durchschnittlich 7,8% höher ist.
Einige würden natürlich bemängeln, dass auf Dauer eine Jahresrendite von 16,6% schwer zu halten ist. Jedoch ist in dem Zusammenhang festzuhalten, dass z.B. Indizes wie der MSCI World, welcher zu 85% den MSCI ACWI ausmacht, in einem Fünfzehnjahresfenster als schlechteste jährliche Rendite 7% zu verzeichnen haben und man daher selbst in „schlechteren Zeiten“ (Dotcom-Blase, Finanzkrise 2008) immer noch langfristig mit 7% Rendite das Sparbuch als Benchmark um Meilen outperformt und auch die Rente noch weiter aufbessern kann – aber wohl gemerkt, 7% Rendite p.a. in einem 15 Jahres Fenster ist der schlechteste Wert seit 1970! Daher kann man beim Benchmark-Index mit weitaus höheren Renditen rechnen und sowieso durch die Hebelstrategie des zweiten Bausteins sowie die Hedgefonds Strategie des dritten Bausteins die Renditen des MSCI ACWI als Staatsfonds problemlos überbieten.
Zukunftsausblick:
Den risikoaversen Deutschen nun klarzumachen, dass sich das „risikoreichere“ Vorgehen des AP7 Fonds lohnt und daher unbedingt auch im deutschen Raum angewendet werden muss, ist jetzt noch die letzte Hürde, die es zu überwinden gilt. Aber vielleicht hilft ja ein Ausblick darauf, was man als durchschnittsverdienender Deutscher (3.092€ brutto im Monat) in 38,7 Jahren[9] so erreichen könnte, wenn jeden Monat 2% dieses Einkommens zu einem Zinssatz von 16,6% im Jahr investiert werden…
Man käme auf erstaunliche 1.780.315€ Endkapital, wenn man über einen Zeitraum von 39 Jahren 61,84€[10] monatlich in diesen Staatsfonds investieren würde. Diese zusätzlichen Zinszahlungen würden demnach die mickrige Rente für den Durchschnittsdeutschen, welche ca. 1400€ brutto beträgt, monatlich um einen sehr üppigen Betrag ergänzen.
Wer hier also das Sparbuch und den Kollaps des Rentensystems einem dem AP7 ähnelnden Staatsfonds vorzieht, sollte sich ernsthafte Gedanken darüber machen, ob er wirklich aufgrund minimaler Risiken, die eingegangen werden beim Investieren in einen Staatsfond, der dem AP7 ähnelt, die Entwertung seines Geldes sowie den Kollaps des Rentensystems riskieren will.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass mit der Aktienrente das Problem des aktuellen Rentensystems nicht nur gelöst wird; es bietet seinen Einzahlern sogar noch horrend hohe Boni und ist die einzige Option, um nachhaltig die Rente für jeden Bürger zu sichern.
Verfasst von Anton Brücks
Die Infos zum schwedischen Fonds AP7 wurden maßgeblich aus folgendem YouTube Video extrahiert: https://www.youtube.com/watch?v=B4RnW3pbNUY. Wer also Verständnisprobleme oder einfach generell Interesse daran hat, sich nochmal mit dem Thema auseinanderzusetzen, kann sich gerne dieses Video anschauen.
[1] Aus einem Artikel von t-online ging hervor, dass für Singles die Armutsgrenze bei 1.074€ Netto im Monat liegt.
[2] In seinem Erklärvideo zur Aktienrente spricht Christian Lindner von ca. 2%, die eingezahlt werden würden, was 0,5% weniger ist als im schwedischen AP7.
[3]Der MSCI ACWI (All Countries World Index) ist ein Index, welcher aus 3.000 Einzelaktien aus 23 entwickelten Ländern (USA, Deutschland etc.) und 26 Schwellenländern (China etc.) besteht. Die Gewichtung liegt bei 85% entwickelte Länder und 15% Schwellenländer. Der MSCI ACWI besteht hier wohlgemerkt lediglich aus Mid und Large Cap Unternehmen, also Unternehmen mit mittlerer bzw. hoher Marktkapitalisierung. https://de.wikipedia.org/wiki/MSCI_World
[4] Kapitalbeteiligung, die nicht börslich gehandelt wird
[5] Ein Begriff, welcher Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen beschreibt, welche die operationale Leistung, Produktivität oder die Effizienz steigern und gleichzeitig Kosten, natürliche Ressourcen, den Energieverbrauch, Abfälle oder die Verschmutzung reduzieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Cleantech
[6] Gehebelt heißt nichts weiter als investieren mit einem gewissen Faktor. Bei einem 10% Hebel meint man einen Faktor von 1,1. Wenn ich eine Aktie mit einem 1,1er Hebel kaufe und diese um z.B. 10% steigt, so steigt mein gehebeltes Produkt um 11%, da die Rendite immer mit dem Faktor multipliziert wird. Natürlich erziele ich so auch höhere Verluste bei kurzzeitigen Schwankungen, jedoch sind diese auf lange Hinsicht bei einem so geringen Hebel von keiner Relevanz, da wir bei einer Aktienrente ja immer von einem Anlegezeitraum von 35+ Jahren ausgehen und uns damit nicht mal z.B. ein Coronacrash Sorgen bereiten muss.
[7] „Ein Futures-Kontrakt [den Derivaten zuzuordnen] ist ein juristisch bindender Vertrag über das Recht den zugrunde liegenden Basiswert an einem zukünftigen Datum zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Hierbei kann man sowohl von Kursgewinnen profitieren als auch sich vor Verlusten absichern.“
https://www.eurex.com/dynamic/action/ex-de/maerkte/equ/fut/5342/Aktien-Futures#:~:text=Ein%20Futures%2DKontrakt%20ist%20ein,zu%20kaufen%20oder%20zu%20verkaufen
[8] „Die Long-Position ist die klassische Haltung und Vorgehensweise im Börsenhandel. Bei ihr erwirbt der Kapitalanleger als Käufer Wertpapiere und spekuliert auf steigende Kurse, um so eine Wertsteigerung zu erzielen.
Im Gegensatz dazu hofft ein Anleger in der Short-Position auf fallende Kurswerte und verkauft Finanzinstrumente, die er zum Zeitpunkt des Eingehens der Verkaufsvereinbarung gar nicht besitzt, um sie später bei gesunkenen Kursen günstiger zu kaufen.
Diese auch als Leerverkäufe oder Blankoverkäufe bekannten Transaktionen – in Kombination mit dem klassischen Anlagekonzept des Wertpapierkäufers – sind der Kern einer Long-Short-Strategie.“
https://www.fondsclever.de/ratgeber/lexikon-investmentfonds/long-short-strategie/
[9] Dies ist laut Statista die durchschnittliche Arbeitszeit bis zur Rente für Leute, die 2003 geboren sind.
[10] 2%*3.092€=61,84€
Quellübersicht: Zur Berechnung des Endkapitals wurde verwendet:
Folge des Podcasts „1 Thema, 2 Farben“ von CL https://open.spotify.com/episode/1RlbMiTIXlIPQDiFe11xeQ?si=72f2048d4e764d02
Angaben zu deutschen Aktionärszahlen https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/210225_Aktionaerszahlen_2020.pdf
Aktionärszahlen im internationalen Vergleich https://www.finanzen.net/top_ranking/top_ranking_detail.asp?inRanking=1628&inPos=2
Inflation der letzten 10 Jahre https://www.finanz-tools.de/inflationsrechner-preissteigerung
„Wie wir mit Aktien die Rente fit machen! | Gesetzliche Aktienrente | Christian Lindner“ von Christian Lindner https://www.youtube.com/watch?v=7zbPUFE0v5g&t=0s
https://www.tagesschau.de/inland/renten-vollzeitbeschaeftigte-101.html
„Schwedischer Staatsfonds besser als Norwegen!? Schwedische Anlagestrategie einfach erklärt!“ von PFENNIGFABRIK https://www.youtube.com/watch?v=B4RnW3pbNUY
Definition Clean Tech https://de.wikipedia.org/wiki/Cleantech (Bearbeitungsstand 1.1.22)
Zusammensetzung des MSCI ACWI https://de.wikipedia.org/wiki/MSCI_World (Bearbeitungsstand 1.1.22)
Definition Futures https://www.eurex.com/dynamic/action/ex-de/maerkte/equ/fut/5342/Aktien-Futures#:~:text=Ein%20Futures%2DKontrakt%20ist%20ein,zu%20kaufen%20oder%20zu%20verkaufen
https://www.fondsclever.de/ratgeber/lexikon-investmentfonds/long-short-strategie/
„Renditen des MSCI World von 1975 bis 2018 – im Detail!“ von Finanztip https://www.youtube.com/watch?v=AlRyPC43ITY
Zur Berechnung des Endkapitals wurde verwendet: https://www.finanzfluss.de/rechner/zinseszinsrechner/
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