Die Besinnungstage der Q1
Von Montag, den 11. Januar bis einschließlich Donnerstag, den 14. Januar fanden die Besinnungstage für die Q1 des AKOs statt. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 wurden, getrennt nach ihren Geschlechtern, in kleinen Gruppen in verschiedene Klöster in ganz Deutschland aufgeteilt, um dort einige Tage der Stille, der Selbstfindung und inneren Einkehr zu verbringen. Zusätzlich sollten sie aber auch am klösterlichen Alltag teilnehmen (dazu zählen auch ca. fünf Gebetseinheiten, davon häufig eine schon um 5 Uhr in der Früh) und bei anliegenden Arbeiten helfen, um einmal ein ganz anderes Leben als das ihre kennenzulernen.
Ich fuhr mit meiner Gruppe in die Abtei Maria Laach am Lacher See. Dort leben ca. 30-40 Benediktiner Mönche und gehen tagtäglich ihren Arbeiten in verschiedenen Bereichen auf dem klösterlichen Gelände nach. Die Benediktiner sind ein Mönch-Orden der römisch katholischen Kirche, gegründet von Benedikt von Nursia um das Jahr 529, die in ihrem Lebensvollzug im Kloster nach dem Leitgedanken: Ora Et Labora! (Bete und arbeite!) leben. Im Kloster angekommen wurden wir sehr herzlich von Pater Phillip, einen 34 Jahre alten Priestermönch begrüßt. Pater Phillip, der uns auf Grund seines recht jungen Alters sofort das Du anbot, ist mit Abstand der jüngste Mönch in der gesamten Abtei und unter anderem zuständig für die Betreuung von Jugendgruppen. Er führte uns sogleich in unsere sehr modernen Zimmer (jeder bekam ein Einzelzimmer) und nachdem wir ausgepackt hatten, zeigte er uns das Hauptgebäude des Klosters und machte uns mit den wichtigsten Regeln vertraut.
Unser Tagesablauf sollte um 5:30 Uhr beginnen mit einer morgendlichen Andacht in der großen, über 900 Jahre alten romanischen Kirche. Anschließend folgte eine Messe um 7:30 Uhr und darauf das Frühstück. Im Anschluss daran bekamen wir Zeit eigenständig das Gelände zu erkunden, im Aufenthaltsraum Gesellschafts-spiele zu spielen, oder uns auf dem Gelände und besonders durch die klostereigenen Be-triebe, wie z.B. die Gärtnerei, die Schreinerei, die Druckerei, die Glockengießerei, usw. und das Seehotel führen zu lassen. Zusätzlich bekamen wir die Möglichkeit die beeindruckende, mehrere Hundertjahre alte Orgel betrachten und aus näch-ster Nähe hören zu können. Auch den Glockenturm mit den acht Glocken durften wir als einige wenige Besucher erklimmen. Von dort aus konnten wir auch in einen Bereich über dem Kirchengewölbe steigen, wo einem die eigentliche Größe der beeindruckenden Kirche richtig bewusst wurde.
Um Punkt 12 Uhr folgte darauf das Mittagessen, welches wir gemeinsam mit den Mönchen im sogenannten Refektorium einnehmen durften. Dies lag im für Besucher nicht zugängigen Klausur-Bereich, und es war für uns eine besondere Ehre so nah am Leben der Mönche teilnehmen zu können. Natürlich wurde auch diese Mahlzeit mit einer vorherigen Andacht in der Kirche eingeleitet. Zum eigentlichen Mittagessen bleibt nur zu sagen, dass die Mönche sehr sehr schnell speisen, da man während der gesamten Zeit nicht sprechen darf. Dies hieß für uns, dass wir gerade mal eine gute Viertelstunde hatten, um uns satt zu essen, danach wurde das Essen abgeräumt. „Das Essen an Heilig Abend dauert hier auch nur ca. 20 Minuten“, erklärte uns später Pater Phillip. „Das kann schon echt anstrengend sein. Aber glücklicher Weise essen wir einmal im Monat nicht im Refektorium, sondern in einem anderen Saal, wo man sich auch unterhalten kann.“ Nach dem Mittagessen folgte wieder eine Zeit, die wir uns entweder selbst gestalten konnten, oder in der uns Pater Phillip das großflächige Klostergelände zeigte. Erst um 17:30 Uhr begann wieder eine Gebetseinheit mit anschließendem Abendessen im Refektorium. Der Abt gab, wie schon am Mittag, ein kurzes Tischgebet und danach mit einem kleinen Holzhammer das Zeichen zum Essen. Nach dem Essen zogen wir uns dann gemeinsam mit Pater Phillip in die Kirche zurück, wo wir zur Ruhe kommen sollten und über uns, unsere Einstellung zur Kirche, unser Leben, oder Ähnliches nachdenken sollten. Darauf folgte eine kurze letzte Andacht, die den Tagesrahmen der Mönche abschloss.
Im Anschluss daran setzten wir uns gemeinsam mit Pater Phillip im Aufenthaltsraum zusammen, und löcherten ihn mit den Fragen, die sich im Laufe des Tages in uns angestaut hatten. Einige erkundigten sich nach den Beweggründen, die Pater Phillip als junger Mann gehabt hatte ins Kloster einzutreten. Dazu erzählte er uns, dass er als Kind evangelisch war und seine Familie nichts mit der Kirche zu tun hatte. Erst als sie direkt gegenüber einer katholische Kirche einzogen und er sich auf eigene Faust mit dem Treiben dort vertraut machte, entflammte in ihm eine Anziehung zum Glauben. Daher konvertierte er kurz nach seiner Konfirmation zum Katholizismus und begann sich mehr und mehr in der Kirche zu engagieren. Schließlich, nach Abschluss seiner Schullaufbahn, stand für ihn fest: Ich will Kirchenmusik studieren! Allerdings merkte er schon nach einem Semester, dass er in diesem Studium nicht das bekam, was er ersuchte und trat schließlich der Klostergemeinschaft Maria Laach bei. Nach der Vollendung eines anschlie-ßenden Theologiestudiums und noch einiger langjähriger Prozesse der Vorbereitung, ist er nun seit zwei Jahren voll ausgebildeter Priester Mönch. In Maria Laach lebt er allerding schon seit über zehn Jahren.
Als ich ihn fragte, ob ihm in der geschlossenen Abtei etwas fehlen würde, erwiderte er mir, dass er dort genau das gefunden habe, was er sich immer erhoffte. Außerdem hätte er genügend Freiraum Arbeit und Hobbys zu verknüpfen und auch Freundschaften außerhalb des Klosters zu pflegen. Bei der Frage danach, wie er mit dem Zölibat klar komme, kamen wir richtig ins Gespräch, da er mir anmerkte, dass das für mich wohl ein größeres Problem darstellen würde. Er erklärte uns, dass es für einen Mönch wichtig ist immer hinter seinen Entscheidungen zu stehen. Wenn man sich für das Leben im Kloster entscheide, habe das schließlich nichts damit zu tun, dass man dort im Vergleich zur übrigen Welt ein besonders schö-nes, freies und eigenständiges Leben führen könnte. Vielmehr ist es ein sehr bescheidenes, an Regeln und Verpflichtungen gebundenes Leben, in dem man dem Wunsch Gott näher zu kommen nachgehen kann. Daher wäre für ihn das Zölibat kein so großes Problem wie für mich. Da er voll hinter seiner Entscheidung stehe und sich im klösterlichen Leben sehr wohl fühle, könne er häufig außenweltliche Interessen vergessen. Natürlich, gibt er zu, habe er auch gewisse menschliche Verlangen, die er aber im Rahmen des Zölibats nicht ausleben darf. Für ihn ist aber klar, dass das Verlangen Gott nah zu sein den Anderen gegenüber immer siegen wird. „Dafür ist die lange Vorbereitungszeit vor dem richtigen Mönchsein da“, erklärt er, „da stellt sich heraus, ob man willensstark genug ist, oder eben nicht. Das wichtigste ist, dass man ehrlich zu sich selbst ist. Gerade vor etwa einem Jahr ist ein lang-jähriger Glaubensbruder plötzlich aus unserer Gemeinschaft ausgetreten und hat kurz danach geheiratet. Wenn man doch für sich erkannt hat, dass man lieber ein anderes Leben führen möchte, sollte man auch dahinter stehen und dies öffentlich tun, als krampfhaft an einem Beruf und Leben festzuhalten“.
Darüber hinaus macht es Pater Phillip Sorgen, dass immer mehr ältere Männer in sein Kloster eintreten, die Jungen allerdings ausblei-ben. Dies glaubt er, liege größtenteils an der sehr geringen Präsenz der Kirche für Jugendliche, besonders im Internet. „Ich glaube, dass es bestimmt einige Jugendliche gibt, die sich für das Leben im Kloster interessieren könnten. Wenn man diese aber nicht da abholt, wo sie sind, muss man sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs im Kloster ausbleibt.“
Alles in allem hatten wir auf jeden Fall eine sehr schöne und unvergessliche Zeit, die uns, gerade in der Vorbereitungsphase auf das Abitur, die Möglichkeit bot, einfach mal abzuschalten und sich dem Glauben oder einfach nur sich selbst zu widmen.
Autor: Kai Pietruziak
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