Weltweit nehmen über eine Millionen Schüler am sogenannten International Baccalaureate Diploma Programme teil. Auch das AKO will es den Schülern ermöglichen, diesen internationalen Abschluss zu erwerben und hat sich erfolgreich für das IB in einem langwährenden Prozess beworben: Seit diesem Schuljahr können Schüler parallel zum deutschen Abitur diesen internationalen Schulabschluss erlangen. Was genau das IB ist und was das für unsere Schule und uns Schüler bedeutet, haben wir im Gespräch mit IB-Koordinatorin Dr. Uta Schäpers für Euch in Erfahrung bringen können.
Liebe Frau Dr. Schäpers, können Sie bitte kurz erklären, was das IB ist und welche Vorteile es für die teilnehmenden Schüler bietet?
Das International Baccalaureate Diploma Programme (IB DP) wurde 1968 ins Leben gerufen und ist ein international anerkannter Abschluss. Das IB DP wird bis heute von der privatwirtschaftlichen IB Stiftung mit dem Ziel geleitet, Schülerinnen und Schülern mit Konzepten, Ideen und aber auch Problemen vertraut zu machen, die nicht nur einzelne Fächer, eine einzelne Kultur oder Nationalität betreffen. Damit möchte man sie auf das Leben in einer immer komplexeren Welt vorbereiten. Sie sollten und sollen dazu erzogen und gebildet werden, sich in dieser Welt zurechtfinden zu können, um sie positiv zu beeinflussen.
Das Programm wurde zunächst in Englisch und Französisch angeboten. Mittlerweile wird der Abschluss an mehreren tausend Schulen in der ganzen Welt angeboten. Der Abschluss selbst wird oft als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt und an vielen Universitäten im Ausland werden zum Teil auch schon sogenannte ‚credit points‘ für Kurse angerechnet oder der Sprachtest entfällt. Außerdem wird den Schülern immer wieder hoch angerechnet, dass sie bei Erwerb dieses Abschlusses ein gutes Zeitmanagement gehabt haben müssen und eine sehr hohe Leistungsbereitschaft, um alle notwendigen Vorgaben zu erfüllen.
Mit welchem Ziel hat sich unsere Schule um dieses Programm beworben?
Das Aloisiuskolleg hat sich für das Programm beworben, um vielen Schülerinnen und Schülern, die nach dem Abitur im Ausland studieren wollen, einen Abschluss anzubieten, der ihnen diesen Wunsch erleichtert. Es blickt damit in die Zukunft, da wir heute in einer Welt leben, die immer internationaler wird. Ebenso ist das Angebot dieses Abschlusses für die Zukunft unserer Schule wichtig. So erhofft sich das AKO, Schüler aus der Region aber auch aus ganz Deutschland und der ganzen Welt für unsere Schule und natürlich auch für das das GonzagaPrep zu gewinnen.
Welche Voraussetzungen müssen Schüler erfüllen, um am IB teilnehmen zu können?
Das IB DP fordert von allen Schülern, dass sie sich mit einer großen Bandbreite an Fächern innerhalb der zwei Jahre, die das Programm dauert, beschäftigen. Im Zentrum steht das sogenannte ‚learner profile‘, das sich mit den Erziehungszielen beschäftigt. So sollen die teilnehmenden Schüler nicht nur ein großes Spektrum an Wissen erlernen, sie sollen auch ihr Wissen sinnvoll verwenden, um Probleme zu lösen, anderen zu helfen, offen für andere zu werden und über das, was sie erfahren reflektiert nachzudenken. Um dieses Zentrum befinden sich drei essentielle Voraussetzungen für den Erwerb des IB DP, die Teilnahme am Theory of Knowledge Kurs, das Verfassen eines Extended Essay und die Bereitschaft, sich auch sportlich, kreativ und sozial zu betätigen.
Die Schüler nehmen außerdem am Unterricht von sechs Fächern teil. Davon werden drei als ‚higher level‘ (HL) Kurse besucht, drei als ‚standard level‘ (SL) Kurse. Unter diesen Kursen müssen in jedem Falle zwei Sprachen belegt werden, (Studies in Language and Literature), eine Gesellschaftswissenschaft (Individuals and Societies), Mathematik (Mathematics), eine Naturwissenschaft (Sciences) und Kunst (Arts) oder ein anderes Fach der anderen Gruppen.
An welche Schüler richtet sich das IB? Wer sollte sich angesprochen fühlen?
Das IB DP richtet sich nicht einfach an die besten Schüler eines Jahrgangs, sondern grundsätzlich einmal an alle Schülerinnen und Schüler, die sich mit den Zielen des Programms identifizieren können. Innerhalb des Programms geht es nicht nur darum, akademisches Wissen anzueignen, um gestellte Aufgaben bestmöglich lösen zu können, sondern es geht um viel mehr. Die Schülerinnen und Schüler sollen innerhalb des Programms zeigen, dass sie ihr Wissen so anbringen können, um die Welt, die sie umgibt, zu verbessern. Das heißt, sie sollen selbst kritisch hinterfragen können, was sie lernen, sie sollen anderen Menschen, Kulturen und Denkweisen offen begegnen, ihren Mitmenschen ihre Hilfsbereitschaft zeigen. Und sie dürfen daneben auch nicht vergessen, sich kreativ und sportlich zu betätigen.
Da die Schülerinnen und Schüler am Aloisiuskolleg aber zunächst auch das reguläre deutsche Abitur meistern müssen, werden sie einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Sie schreiben zwar innerhalb des IB DP erst am Ende der zwei Jahre ihre Klausuren, müssen aber für die Kurse, die sie belegt haben, z.B. an Projekten teilnehmen, mündliche Prüfungen ablegen und Essays schreiben, die innerhalb der zwei Jahre bewertet werden. Auch die zusätzlichen Wochenstunden sind eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Auch wenn das Aloisiuskolleg versucht, eine bestmögliche Verbindung zwischen dem regulären deutschen Abitur und dem IB DP zu schaffen, werden die Schüler doch zeigen müssen, dass sie bereit sind, diese Mehrarbeit zu leisten. Es geht also nicht darum, das Programm nur für die leistungsstarken Schüler anzubieten, sondern für diejenigen, die bereit sind, sich im besonderen Maße für beide Abschlüsse zu engagieren.
Und wie sieht es mit den Sprachkenntnissen aus, das IB wird ja in Englisch unterrichtet?
Natürlich sind eine wichtige Voraussetzung sowohl gute Kenntnisse des Englischen als auch des Deutschen, damit es den Schülern gelingt, die Prüfungen innerhalb des IB DP gut zu meistern. Der Unterricht in den Zusatzkursen und im TOK Kurs wird auf Englisch gehalten, an ihm nehmen auch nur die IB Schüler teil. Die Unterrichtssprache in den anderen Leistungs- und Grundkursen ist Deutsch bzw. Englisch und Französisch. Damit wird gewährleistet, dass alle Schüler sowohl auf das deutsche Abitur als auch auf das IB DP gut vorbereitet sind.
Wie können wir uns das IB im Schulalltag konkret vorstellen? Welche Unterschiede gibt es zu unserem „normalen“ Unterricht?
Innerhalb der Jahrgangsstufe Q1 und Q2 belegen die Schüler ihre sechs IB-Fächer. Sie werden teilweise in spezifischen IB-Kursen unterrichtet, zum Teil aber auch in den bestehenden Kursen für das reguläre deutsche Abitur, die sie aber dennoch auch auf die IB-Inhalte vorbereiten. Dies geschieht dann zum Teil auch in Zusatzkursen, die den Schülern im Stundenplan verankert werden. So müssen aktuell die Leistungskurse Englisch und Deutsch gewählt werden, bei denen keine Zusatzstunden nötig sind, dies gilt auch für den Grundkurs Französisch. In diesen Fächern sind die vermittelten Inhalte nahezu deckungsgleich mit den Anforderungen für das IB. In den Fächern Geschichte, Mathe, Biologie und Chemie werden die Schüler durch im Stundenplan verankerte Zusatzstunden auf die Inhalte vorbereitet, die sie neben den in den Kursen für das deutsche Abitur vermittelten Inhalten für die IB Prüfungen brauchen. Daneben nehmen die Schüler am Theory of Knowledge Kurs teil. Zuletzt müssen sie Aktivitäten für ihren CAS (Creativity, Activity, Service) Kurs belegen, in denen sie kreative, sportliche und soziale Leistungen zeigen. Wählt man vorher geschickt, kann man die Mehrbelastung in jedem Falle in Grenzen halten.
Also gibt es so große Unterschiede zum „normalen“ Unterricht gar nicht?
Nein, große Unterschiede zu unserem deutschen Unterricht gibt es nicht, außer dass in den Naturwissenschaften die Schüler viel mehr auch experimentell arbeiten müssen als für das deutsche Abitur. Die Zusatzstunden und der TOK Kurs wird aber für die IB-Schüler eine tolle Erfahrung sein, da sie hier in einer Kleingruppe unterrichtet werden. In unserem ersten Jahr IB am AKO besteht diese Gruppe z.B. aus sechs Teilnehmern.
Was müssen Schüler noch beachten, die sich für das IB entscheiden wollen?
Wichtig für alle Schüler, die sich für das IB DP interessieren, ist, dass alle relevanten IB-Kurse auch schon in der Jahrgangsstufe Eph belegt sein müssen, genauso wie für das reguläre deutsche Abitur. Darauf werden die Schüler schon in der Klasse 9, wenn sie ihre Fächer für die Jahrgangsstufe Eph wählen, hingewiesen. Grundsätzlich erhalten die Schüler alle Informationen durch die IB-Koordinatorin, die sie auch bei den Wahlen der Fächer begleitet.
Und wie sieht es mit dem Abschluss aus? Muss man eine Abschlussprüfung parallel zum Abitur absolvieren?
Während der zwei Jahre, die man auf das IB DP vorbereitet wird, müssen die Schüler unterschiedliche Zusatzaufgaben erledigen, die für das IB gewertet werden. Dies sind z.B. mündliche Prüfungen, ausgearbeitete Hausaufgaben, Präsentationen, einzeln und in der Gruppe und die Anfertigungen von Essays, wobei das Extended Essay wohl die größte Herausforderung darstellen wird. Das Extended Essay ist etwa vergleichbar mit der Facharbeit, so dass die Schule sich entschlossen hat, dass die Facharbeit von den IB Schülern auch gleichzeitig ihr Extended Essay sein wird. Während der zwei Jahre halten sie außerdem ihre Erfahrungen in ihren CAS- Projekten in Form eines Portfolios fest. Am Ende der zwei Jahre müssen die Schüler außerdem an den zentralen Klausuren des IB teilnehmen. Diese liegen zeitlich nach den Abiturklausuren.
Und was passiert, wenn man wider Erwarten merken sollte, dass man sich mit dem IB übernommen hat? Kann man das IB dann einfach abbrechen?
Ja, man kann das IB DP jederzeit beenden. Es ist oberste Priorität, dass die Schüler das Abitur erfolgreich abschließen, deshalb kann es Schülern auch nahegelegt werden von Seiten des IB Koordinators und der Oberstufenkoordination das Programm zu beenden.
Wir haben nun ausführlich über die Bedeutung des IBs für die Schüler gesprochen, aber wie sieht es eigentlich mit den Lehrern aus? Verändert sich für sie auch etwas?
Alle Lehrerinnen und Lehrer, die IB Kurse unterrichten wollen, müssen dafür fortgebildet werden. Bislang haben wir Frau Zöller für Deutsch, Frau Scholz für Geschichte, Frau Hofmann für Mathe, Frau Schubert-Röser für Biologie, Frau Bernsen für Französisch, Herrn Dr. Damast und Herrn Molzberger für TOK, Herrn Braun für CAS und mich für Englisch fortgebildet. Wir hätten gerne für jedes Fach natürlich noch mindestens einen weiteren Kollegen qualifiziert. Wir müssen aber erst einmal abwarten, wie das Angebot am AKO angenommen wird. Außerdem wäre es schön, wenn wir noch weitere Fächer in das Angebot aufnehmen könnten, aber auch das ist ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft.
Und wie sieht der derzeitige Blick aus? Das IB DP läuft ja seit Beginn dieses Schuljahres; gibt es schon erste Erfahrungen? Läuft es so, wie vorgestellt, oder wurden Sie und die anderen Lehrer überrascht?
Es ist alles so angelaufen, wie wir uns das gedacht haben. Es sind bislang keine großen Überraschungen auf uns eingebrochen und wir hoffen, dass das so bleibt.
Haben Sie als IB-Koordinatorin noch weitere Wünsche für das IB am AKO?
Mehr Lehrer fortbilden, mehr Fächer anbieten. Das wäre mein Traum.
Vielen Dank für das Gespräch!
Autor: Victor Abs
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