Die CDU, CSU, SPD, FPD, Die LINKE, Die GRÜNEN und AFD versprachen alle eins: Während des Wahlkampfes zu den bevorstehenden Wahlen im September 2017 keine Bots in den Sozialen Medien einzusetzen – damit nicht so etwas passiere wie in Amerika oder Großbritannien.
Doch erst einmal: Was sind Bots? Bots sind Computerprogramme, die mit künstlicher Intelligenz auf der Basis von Algorithmen bestimmte vorgegebene Aufgaben erledigen. Dabei ist das Prinzip einfach: Bots reagieren automatisch auf Anfragen von Usern und können sich schließlich mit ihnen „unterhalten“. So funktionieren zum Beispiel die Spracherkennungssoftwares Siri von Apple, Microsoft s Cortana und Amazons Alexa oder diverse Chatprogramme wie WhatsApp oder Facebook Messenger. In Social Networks wie Twitter können Bots ebenfalls auf Tweets reagieren oder sogar selbstständig eigene Tweets zu Themen oder Hashtags versenden. Bots stecken z. B. in Computerspielen, in denen sie Gegenspieler simulieren, und in digitalen Servicecentern. Die nächste Generation von Bots wird schon bald noch einen Schritt weitergehen und durch selbst-ständiges Lernen ihre Fähigkeiten erweitern können. Bots sind also eine praktische technische Erfindung, weil sie ja viele Bereiche im digitalen Leben erleichtern. Und von „natur“ aus neutral sind. Sie machen ja eigentlich nur das, was ihnen einprogrammiert wurde oder das, was sie gelernt haben. Aber tatsächlich gibt es auch schlechte, so genannte „bad bots“. Sie produzieren Hasskommentare und Falschmeldungen in Foren und Chats. Wenn Bots also mit dem Ziel programmiert werden, eine bestimmte Meinung im Netz zu verbreiten, können Diskussionen so manipuliert werden, vielleicht sogar Stimmungen in der Bevölkerung und Wahlentscheidungen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden.
Virtuelle Meinungsmacher in der Politik
Im schlimmsten Fall produzieren Bots nämlich Meinungen, die so wirken, als wären sie von „echten“ Menschen geschrieben und versendet worden. Auf diese Weise bleiben sie unbemerkt und können Meinungen und Strömungen in der Gesellschaft beeinflussen. Ein Beispiel: Partei XY lässt über Bots in Foren, Chats und Social Networks gezielt fremdenfeindliche Kommentare, Antworten und Fragen hunderttausendfach streuen. Was passiert dann? Ja, richtig – „echte“ User glauben, dass sehr viele Menschen dieser Meinung sind, und schließen sich der „Mehrheit“ an. Im Extremfall entwickelt sich daraus eine Grundstimmung die ganz klar fordert: Ausländer und Flüchtlinge müssen raus.
Schon im Brexit-Referendum in Großbritannien wurden Bots eingesetzt, um Botschaft en wie den Hashtag #ivoteleave zu teilen. Doch Bots äußern nicht nur die ihnen vorprogrammierte Meinung, sondern kopieren auch beliebte Gegenargumente. Sie können in Sekunden hunderte von Nachrichten schicken, also viel schneller als Menschen sein. Im vergangenen Jahr tat sich eine ganz neue Dimension der Manipulation durch Bots auf, nämlich die Fake News Bots. Es gab zwar schon vorher gezielte Falschmeldungen, jedoch nicht in dem Ausmaß, das sie während und nach der Wahl in den USA annahmen. Dort wurden erstmals zahllose Bots eingesetzt, um die Meinung der Wähler zu manipulieren.
Ein sehr gutes Beispiel dafür sind die Reaktionen auf das erste TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump. Obwohl Hillary Clinton Trump den Medien zufolge klar überlegen war und aus dem Duell als Sieger herausging, wurde der Hashtag „#trumpwon“ (Trump hat gewonnen) sehr schnell im Sozialen Netz verbreitet. Gut ein Dritt el davon waren von Bots geschrieben. Doch auch auf Clintons Seite wurden Bots eingesetzt. Allerdings waren es nur ein Fünftel der über Clinton positiven Aussagen. Zum Ende des Wahlkampfes gab es mehr als fünf Mal so viele positive Aussagen über Trump wie über Clinton. Ein großer Teil dieser Nachrichten war durch Bots verbreitet worden. Ob Trump selbst die Bots in Auftrag gegeben hat, ist nicht hinreichend geklärt. Manch einer macht den russischen Präsidenten Vladimir Putin dafür verantwortlich, der Donald Trump wohl als Präsidentschaftskandidat unterstützt haben soll.
Wie kann man sich vor bad bots schützen?
Einige fragen sich nun, inwiefern Bots eine Wahl beeinflussen können. Viele Beobachter meinen, dass die Demokratie (noch) nicht durch Bots gefährdet sei, da Wähler nicht aufgrund von Bots ihre Meinung ändern würden. Aber wer weiß, was von Bots geschrieben wird und was nicht? Das ist doch das eigentliche Problem: Wie erkennt man Bots, die für eine üble Absicht programmiert wurden?
Hierzu ein paar Tipps, die helfen können, bad bots zu enttarnen: Taucht z.B. in einem Chat oder in der Timeline von Twitter oder Facebook ein einzelner Tweet oder Post auf, der eine radikale Meinung äußert, so sollte man sich das Profi l genauer anschauen. Wie seriös ist der Account? Kennt man die Person, die dort angeblich twittert oder postet? Kennt man Follower oder Freunde des Accounts? Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten. Und gehen von diesem Account sehr viele Tweets und Posts pro Tag aus? Dann ist noch größere Vorsicht geboten! Auch die Geschwindigkeit der Tweets und Retweets ist ein wichtiges Indiz. Retweetet ein verdächtiger Account wiederholt schon eine Sekunde nach der Veröffentlichung eines Tweets? Dann ist allerhöchste Vorsicht angebracht, denn es handelt sich höchst-wahrscheinlich um einen Bot, dessen Account man als Spam markieren sollte.
Letzlich muss aber eine übergreifende Lösung für das Problem gefunden werden, wie zum Beispiel die Sperrung von mutmaßlichen Bots, was Twitt er mitt lerweile schon macht. Denn die Hälfte des Traffic-Aufkommens im Netz wird von Bots verursacht. Dabei überwiegt der Anteil der schädlichen Bots gegenüber denen, die nützliche Aufgaben erfüllen. Zu diesem Schluss kommt der Bot Traffic Report 2016 von Imperva.* Laut dieser Untersuchung stammten im vergangenen Jahr 51,8 Prozent des Internet-Traffics von Bots, nur 48,2 Prozent von menschlichen Nutzern.
Googles Crawler – auch Spiders genannt. Sie untersuchen Seiten nach bestimmten Kriterien und leiten diese Informationen an die Algorithmen weiter, um Googles Ranking zu erstellen.
Impersonators – Bots, die ihre Identität verschleiern. Sie sind hauptverantwortlich für DDoS-Attacken, die Websites lahmlegen, indem eine extrem hohe Anzahl an Anfragen den Server überlastet.
Hacker Tools – Sie nutzen Sicherheitslücken und stehlen Daten.
Scrapers – stehlen Content, um ohne Aufwand bei Google zu ranken.
Nun ist also die Politik gefragt. Denn das Problem ist weitaus größer als es bisher erscheint. Zukünftig werden diese Algorithmen nicht nur Falschmeldungen, also Fake News, generieren, sondern auch filtern, was Eingang in das Nachrichtensystem findet und relevant ist. Das würde bedeuten, dass wir im Netz kaum Zugang zu „echten“ Informationen bekämen und stattdessen zusätzlich durch fehlende Informationen manipuliert werden könnten. Nach „netzpolitik.org“ haben bots im Extremfall sogar „das Potential, das Vertrauen in die Demokratie zu unterlaufen.“ Bisher gibt es nur Absichtserklärungen der großen Social Networks wie Twitter, Facebook und Google, auffällige Accounts mit rechtspopulistischen und aufhetzenden Inhalten zu sperren. Also sind wir User gefragt, Meldungen im Netz mit gesunden Mißtrauen zu begegnen und stattdessen mal häufiger Zeitung zu lesen.
Quellen:
*incapsula.com, faz.net, netzpolitik.org
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