Das Sozialpraktikum – ein Erfahrungsbericht
Zugegeben, ich finde kleine Kinder süß, lustig und interessant. Insofern stand für mich fest, ich mache mein Sozialpraktikum in einer Kindertagesstätte. Meine Bewerbung bei der Stadt Bonn wurde angenommen und ich freute mich auf den Start. Die aktuelle Streiksituation machte mir aber einen Strich durch die Rechnung und ich wurde in eine andere Kita „versetzt“. Mal fand dort der normale Kindergartenbetrieb statt, mal gab es nur eine „Notgruppe“. Die Kita, untergebracht im Erdgeschoss eines Wohnhauses, hat zwei Gruppen, die aber alles zusammen machen und so zusammen eine große Gruppe von ca. 5o Kindern bilden. Aus Platzmangel gab es keinen „Toberaum“, was bei schlechtem Wetter sehr anstrengend wurde. Die ersten Tage empfand ich als sehr anstrengend! Ich hatte Muskelkater in den Armen, da sich fast immer ein Kind auf meinem Arm befand und Muskelkater in den Knien, da eigentlich immer zwei Kinder auf meinem Schoß saßen.
Was ich aber sehr schön fand, war, dass mich sofort zwei, drei Kinder durch den Kindergarten geführt haben und mir alles zeigten, sowie mir erklärten, was sie dürfen und was nicht.
Am Anfang kamen nur die etwas extrovertierteren Kinder zu mir, doch schon am Ende des ersten Tages wollten auch die Schüchternen etwas mit mir machen oder einfach nur auf meinem Schoß sitzen und „festgehalten werden“.
Die nötige Balance zwischen Freundlichkeit, Strenge und Konsequenz war für mich zunächst eine Herausforderung. Recht viele Kinder kamen aus Familien mit Migrationshintergrund und viele Familien der Kinder gehörten der unteren Mittel- oder der Unterschicht an. Dadurch konnten viele nicht so gut Deutsch und schon einfache Erklärungen wurden somit zu besonderen Aufgaben. Einige Kinder zeichneten sich durch ein schwieriges Sozialverhalten aus und waren komplett „neinresistent“. Freundliche Bitten drangen fast nicht durch und auch lauter formulierte Grenzen wurden ignoriert. Was macht man, wenn ein Kind sich selber Reis nehmen will, aber dabei den Löffelinhalt in hohem Bogen durch den Raum wirbelt? Hilfsangebote wurden ignoriert, der Löffel aber nicht frei gegeben und andere Kinder warteten ungeduldig auf ihre Reisportion Ganz anders war das, als ich für einen Tag in meiner ursprünglichen Kita war. Diese befand sich in einem großzügigen Gebäude und die Gruppen hatten viel mehr Platz. Jede Gruppe bestand aus 20- 25 Kindern und hatte einen Gruppenraum, einen Baueckenraum, ein Badezimmer, eine Küche, einen Garderobenraum und einen Austoberaum zur Verfügung. Der ganze Kindergarten konnte außerdem die gemeinsame Turnhalle, ein „Bällebad“ und ein riesiges Außengelände nutzen. Dadurch waren die Kinder dort viel ausgeglichener und angenehmer beziehungsweise einfacher in der Betreuung.
Doch auch in meiner Ersatzkita wurde die Arbeit langsam zur Routine und weniger anstrengend. Die Kinder gewöhnten sich immer mehr an einen und ich hatte bald für sie die gleiche Stellung wie die Erzieher. Eine besondere Erfahrung, die ich in meiner Ersatzkita machen konnte, war die auch mit körperlich behinderten Kindern umzugehen. Dies fand ich besonders interessant und auch ergreifend, wie die Kinder den Jungen (fast sechs Jahre), der nicht laufen konnte, ganz normal aufgenommen hatten. Ich denke, an diesen Kindern könnten sich viele Erwachsene oder Jugendliche ein Beispiel nehmen. Anfangs war ich im Umgang mit diesem Jungen noch etwas unsicher, da ich nicht genau wusste, was er hat, was er machen kann und was nicht. Doch nach ein, zwei Tagen war ich auch dort routiniert und er war auch für mich ein ganz normaler Junge, wie alle anderen auch.
Alles in allem finde ich, dass das Sozialpraktikum auf jeden Fall eine besondere Erfahrung ist, egal ob in Kindergarten, Krankenhaus, Seniorenhaus oder Bahnhofshilfe. Diese „Einrichtung“ des Akos ist auf jeden Fall eine gute und wichtige und ich hoffe, dass noch viele Generationen diese Erfahrungen machen können.
Jenny Haunhorst
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