Mit einem gewaltigen Entwicklungssprung hat China, dass “Reich der Mitte”, die westlichen Länder in der Industrialisierung längst eingeholt, wenn nicht gar übertroffen – leider scheint es jedoch nicht aus ihren Fehlern gelernt zu haben.
Jeder kennt diese Bilder aus den Nachrichten: Dichter Smog in den großen chinesischen Städten, Passanten mit Mundschutz, Warnlampen in Kindergärten. Die Luftverschmutzung hat in China astronomische Höhen erreicht. Im Moment ist China auf dem Weg, die USA als den weltweit größten CO2- Verursacher abzulösen, da seine Energiegewinnung hauptsächlich auf Steinkohle beruht, von der China fast so viel wie die restlichen Staaten der Welt verbraucht. Im letzten Jahr überstiegen mehr als 90% aller chinesischen Städte den von der Regierung gesetzlich festgelegten Grenzwert der Feinstaubbelastung, wobei allein schon Peking und Shanghai den Grenzwert um das 20fache überschritten. Folglich muss die chinesische Regierung in den nächsten zwei Jahren umgerechnet ca. 260 Milliarden Euro in den Umweltschutz ihres Landes investieren – schließlich sterben jährlich ca. 400.000 Menschen aufgrund von Luft- und/oder Wasserverschmutzung. Doch bis jetzt hatte man nur zaghaft Versuche gemacht, regulierende Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu ergreifen, da die günstigen Energiepreise die Grundlage von Chinas Wirtschaft bilden. In letzter Zeit aber greift die chinesische Regierung bei Umweltverschmutzung härter durch, indem sie z.B. stark die Luft verschmutzende Betriebe schließen lässt, und Beamte härter bestraft, die Verstöße gegen das Umweltgesetz nicht ahnden.
Doch nicht nur die Luftqualität, auch die chinesische Natur ist stärker gefährdet denn je. Allein für die Produktion von Einweg-Essstäbchen werden nach Regierungsangaben jährlich ca. 25 Millionen Bäume gefällt, Chinas Wälder schrumpfen, und so sinkt auch die Sauerstoffproduktion durch die Photosynthese. China ist außerdem der größte Verbraucher von Produkten, die auf Grundlage geschützter Spezies hergestellt werden. So verschwindet zum Beispiel der weltweit berühmte rote Panda wegen Pelzjägern, die aus seinem Pelz vor allem Mützen herstellen. Da man solche Tierarten nicht massentauglich züchten kann, ist das langsame Verschwinden einiger Tierarten aus China schon vorprogrammiert, falls die chinesische Regierung nicht härter gegen solche Wilderer vorgeht.
Auch die chinesischen Flüsse sind längst nicht mehr so sauber wie zu früheren Zeiten. Der Jangtsekiang zum Beispiel, der mit 6380km, von denen 2800km schiffbar sind, den drittgrößten Fluss der Welt bildet, beherbergt inzwischen nur noch ca.1100 Arten – 100 weniger als noch vor 20 Jahren. Vor allem am Fischbestand lässt sich der Rückgang der Arten in diesem Fluss erkennen. Von ehemals 143 Fischarten und 30 Milliarden Fischen, die in den 1950er Jahren dort ihren Lebensraum hatten, existieren heute nur noch ca. 17 Arten und 100 Millionen Fische im gesamten Flussdelta. Es liegt also ein Rückgang von 126 Arten und mehr als 29 Milliarden Fischen vor. Auch andere Arten, denen der Fluss einst ein sicheres Überleben garantierte, sind heute entweder vom Aussterben bedroht oder schon ausgestorben. Zu diesen Tieren gehören z.B. der 2,50 m lange Flussdelfin, der früher durch seine auffallend hohen Sprünge auffiel und dessen letzte Sichtung im Jahre 2004 erfolgte (einige Monate nach dieser Sichtung wurde der besagte Delfin tot am Strand aufgefunden) oder der 2m lange Löffelstör, der schon seit 100 Millionen Jahren auf der Erde beheimatet ist und für dessen Aussterben der im Jahr 1989 gebaute „Gezhou-Staudamm“ verantwortlich ist, da er durch dessen Erbauung nicht mehr zu seinen Laichgründen im Oberlauf des Flusses gelangen kann. Auch die seit den 1980er Jahren gebauten Wasserkraftwerke schaden dem Zustand des Flusses erheblich. Durch die Staudämme wird der Fluss in verschiedene Abschnitte unterteilt. Hinzu kommt, dass durch die Abholzung von Waldflächen um den Staudamm der Untergrund ins Rutschen geriet, sodass sich dadurch Sedimente im Fluss ablagerten. Das führt eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse der Fische mit sich, die Fischpopulation verringert sich, und somit gibt es weniger Fisch – nicht nur ein großer Einschnitt in die Umwelt, sondern auch in die Lebensgrundlage der chinesischen Fischer. Daher wurden kürzlich eigens Kanäle angelegt, um diese Sedimente wegzuschwemmen. Außerdem wurde ein Abholzstop, teils auch ein Abholzverbot für die Gegenden um die Dämme verhängt und die Wälder wieder aufgeforstet.
In letzter Zeit wurden wiederholt neue Gesetze zum Umweltschutz verabschiedet und Maßnahmen zur Regulierung und Verminderung der CO2 Ausstöße getroffen. China will außerdem mithilfe der neuen Wasserwerke, deren größtes die Leistung von ca. 9 Atomkraftwerken übernehmen kann, ihren Kohleverbrauch reduzieren, um langfristig weitere Umweltprobleme zu verhindern. Eine derartige Berücksichtigung der Umwelt ist allerdings auch dringend notwendig, um Chinas Natur vor einem Kollaps zu bewahren. Auch in der chinesischen Forschung dreht sich vieles um die Umwelt und um die Maßnahmen, die man für ihren Schutz ergreifen muss. Mithilfe dieser Maßnahmen soll sich die Umwelt des Landes nun erholen können, in der Hoffnung, dass sie sich in einigen Jahrzehnten wieder vollständig regeneriert hat. Dafür sind aber noch große Anstrengungen nötig.
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