Such dir was aus! Diese Aufforderung wirkt absurd, wenn die Weltkarte wie ein Katalog vor dir ausgebreitet liegt. Es scheint nebensächlich für welchen Kontinent, welches Land, welche Stadt du dich entscheidest. Alles liegt nah bei einander. Die Welt auf einen Blick.
Genau so erging es mir vor einem Jahr (Januar 2017). Es war an der Zeit sich festzulegen und zu entscheiden, auf welchem Kontinent ich mein bevorstehendes halbes Auslandsjahr verbringen würde.
Ich wählte Australien!
Australien, bekannt als Down Under. Der rote Kontinent, auf dem mehr Kängurus als Menschen leben und der mir bis dahin unbekannteste aller sieben. Meine Neugier, mehr über Australien zu erfahren, war der ausschlaggebende Punkt, der mich meine Entscheidung fällen ließ.
Mein Name ist Sophie Tollmann. Ich bin 15 Jahre alt und habe vergangenes Jahr meine Heimatstadt gegen die Metropole Sydney, die, nach Canberra, gerne als zweite Hauptstadt Australiens bezeichnet wird, eingetauscht und sechs Monate lang das Leben als „Aussie“ nachempfunden.
Mein Abenteuer Australien begann am 11.07.2017, als mein Flugzeug kurz vor Mitternacht die Startbahn des Frankfurter Flughafens verließ. Es lag ein emotionaler Abschied und viele Tränen hinter, jedoch 14.457 km und 22 Stunden Flug und ein neues Leben vor mir.
Auf mich wartete zunächst nicht das klassische mit Schild ‘‘Welcome-Scenario‘‘ einer Host Family, sondern erst einmal drei Orientation days, die neben dem ersten Einfinden auch zum Auskurieren dienten. Durch die 24-stündige Reise um die halbe Welt lagen wir nun acht Stunden der deutschen Zeit voraus. Diese ‘‘gewonnenen‘‘ acht Stunden revanchierten sich in einem zweiwöchigen Kampf gegen den Jetlag.
Durch spannende Sightseeing-Touren durch Sydney und aufregende Momente wie das erste Kennenlernen war die Müdigkeit jedoch schnell verflogen.
Während der sechs folgenden Monate tauschte ich nicht nur meine vertraute Heimatstadt im Rheinland gegen die Supermetropole ein, sondern auch meine Großfamilie gegen meine vierköpfige Host Family mit Hund.
Meine Host Family war humorvoll, aufgeschlossen und immer entspannt, locker und spontan wie der Großteil der Aussies. Schnell schloss ich meine Gastfamilie, insbesondere meine kleinen Host Siblings (ein fünfjähriges Zwillingspärchen), ins Herz. Ich hatte noch eine weitere Gastschwester. Sie war 16 Jahre alt, kam aus Italien und war ‘‘Exchange Student‘ ‘so wie ich. Da unsere Situation (als europäische Austauschüler in Australien) die gleiche war, hatten wir ein sehr enges Verhältnis.
Der multikulturelle Mix meiner Host Family sorgte für ein buntes Zusammenleben. Durch das Aufeinandertreffen drei verschiedener Nationen kam es auch zum Austausch verschiedener Sitten und Bräuche. So lernte ich während meines Aufenthaltes nicht nur das traditionelle australische Anzac Biskuit Rezept kennen, sondern darüber hinaus auch, was eine gute italienische Pizza ausmacht. Durch die Weihnachtszeit begleitete uns die Suche nach “Elf on the Shelf“, einer kleinen, rotgekleideten Stoffpuppe, die bei den Kindern als Santas treuer Gehilfe bekannt war. Eine Freude für die Zwillinge, zugleich eine nächtliche, sich steigernde Herausforderung für meine Gasteltern.
Australien war die perfekte Möglichkeit, um Neues zu entdecken und auszuprobieren. Insbesondere das vielfältige Sportangebot der sportbegeisterten Nation trug dazu bei. Dancing, Netball und Swimming waren Teil meines Stundenplans. Ich nahm Surfstunden direkt an Australiens bekanntesten Strand Bondi Beach. Während einer zwei-wöchigen Tour in den Norden Australiens entlang des Great Barrier Reefs konnte ich weitere Punkte von meiner Bucket List streichen: Ich ging am größten Korallenriff der Welt tauchen, lernte von einem waschechtem Aborigine, wie ein Boomerang und Speer richtig eingesetzt werden, verbrachte einen Tag im Regenwald und schlief eine Nacht unter dem Sternhimmel in den australischen Weiten des Outbacks.
182 Tage – jeder von ihnen war erlebnisreich und aufregend auf seine ganz eigene Art. Auch Tage, an denen kein Tauchgang entlang des Great Barrier Reefs als Programmpunkt angeführt war, sah ich als Bereicherung. Ich feierte kleine sprachliche Erfolge, die konstant “step by step“ bis zum Ende des Austausches anhielten. Ein ganzes halbes Jahr, in dem du einen völlig anderen Lifestyle lebst, Alternativen kennenlernst, Eindrücke sammelst, über dich selbst unzählige Male hinauswächst – solche sechs Monate prägen und verändern deine Persönlichkeit zweifelslos!
Als ich am 22.Dezember meinen Rückweg antrat und bereits auf dem Weg Richtung Boarding war, zog ich meinen Koffer entlang einer bunt bemalten Wand, dessen Ende mit den Worten “See you later Sydney“ beschrieben war. Ich musste bestätigend schmunzeln, da nichts anderes als der typisch australische Abschiedsgruß “See you later“es besser auf den Punkt hätte bringen können. Es stand fest, dass ich zurückkehren würde. Als mein Flugzeug die Startbahn verließ, dieses Mal in Richtung „alte“ Heimat, und ich noch einmal zurückblickte, dachte ich mir beruhigt und voller Zuversicht „See you later Sydney“…
Autorin: Sophie Tollmann
Sophie Tollmann
•3 Jahren ago
Bei Interesse an dem Land oder allgemein an einem Auslandsaufenthalt könnt ihr euch gerne bei mir melden. Wie schon damals aber auch hier nochmal der Appell; wenn ihr die Möglichkeit habt, dann nutzt diese!