Habt ihr euch schon einmal gefragt, wieso es die Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit und wieder zurück gibt und wie diese zustande gekommen ist?
Für unsere Generation ist es selbstverständlich, dass wir den Zeiger aller Uhren in der Winterzeit, eine Stunde zurück- und zur Sommerzeit wieder eine Stunde vorstellen. Dabei existiert die Zeitumstellung noch gar nicht so lange. Ihr Grundgedanke ist, dass durch den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit das Tageslicht bestmöglich genutzt werden kann und somit Energie gespart wird, da abends erst eine Stunde später das Licht eingeschaltet werden muss.
Kosten des Lichts
Die ersten Überlegungen der Zeitumstellung traf Benjamin Franklin, einer der Grundväter der USA. 1784 kritisierte jener in einem Brief über die „Kosten des Lichts“ den hohen Verbrauch an Kerzen und schlug vor, die Menschen schon bei Sonnenaufgang zu wecken, um das Tageslicht besser zu nutzen.
Im Deutschen Kaiserreich wurde die Sommerzeit erst 1917, unter Kaiser Wilhelm II. eingeführt. Er beabsichtigte, damit Energie zu sparen, nutzte die Umstellung aber auch als Machtdemonstration. Doch die neu entstandene Sommerzeit war vielerorts umstritten und wurde nach wenigen Jahren in der Weimarer Republik wieder abgeschafft. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs griff man wieder auf die gescheiterte Idee zurück, denn die gewonnene Stunde an Licht sollte die Arbeitszeit verlängern; diese Verlängerung wurde allerdings nicht umgesetzt.
Einführung der Sommerzeit
Unsere heutige Sommerzeit wurde 1980 endgültig als Folge der Ölkrise in den 1970ern in Deutschland wieder eingeführt, mit dem Argument, Energie zu sparen. Die DDR war mit diesem Entschluss vorausgeeilt und die Bundesrepublik schloss sich ihr an, damit neben der Berliner Mauer nicht auch noch eine zeitliche Grenze in Deutschland entstehen würde. Neben der Ölkrise war ein weiterer Grund für die Einführung der Sommerzeit in Deutschland, dass viele europäische Länder die regelmäßige Zeitumstellung bereits eingeführt hatten.
Doch nicht die ganze Bevölkerung war mit ihren Folgen zufrieden. In einem Spiegel Artikel vom 29.03.2015 wurde die Diskussion folgendermaßen beschrieben:
Lehrer klagten, weil nun die Chance auf Hitzefrei sank, Arbeitgeber, weil sie Angestellten, die in der Nacht der Zeitumstellung gearbeitet hatten, acht Stunden zahlen mussten statt der tatsächlichen geleisteten sieben. Auch die Gewerkschaften waren unzufrieden, weil sie um den Schlaf der Beschäftigten fürchteten, wenn diese bei langem Tageslicht nicht rechtzeitig den Weg ins Bett antreten würden. Vor allem aber die Bauern erhoben Protest. „Wir Bauern müssen ohnehin schon früh aufstehen, da ist es im Stall und auf dem Feld noch sehr ungemütlich“, klagte Bertram Welz, der Geschäftsführer des Deutschen Bauern-Verbandes dem „Hamburger Abendblatt“. Die besondere Sorge der Landwirte galt allerdings den Milchkühen angesichts der um eine Stunde verschobenen Melkzeit.
Allerdings setzte sich die Regierung über jene Beschwerden hinweg, sodass es seit 1996 eine einheitliche und verbindliche Regelung der Zeitumstellung in der Europäischen Union gibt: Zur Sommerzeit geht es eine Stunde vor, zur Winterzeit wieder eine zurück.
Ist die Zeitumstellung heute noch sinnvoll?
Die Umstellung der Zeit ist jedoch immer noch von vielen umstritten, denn auf den Energieverbrauch hat sie nicht so positive Auswirkungen wie man es sich erhoffte.
Laut dem Bundesumweltamt wird zwar während der Sommerzeit tatsächlich weniger Strom verbraucht, dafür wird in den Monaten nach der Zeitumstellung zunächst mehr geheizt, was den positiven Effekt neutralisiert. Zu diesem Ergebnis kam auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Jahr 2018. Somit hat die Zeitumstellung ihren ursprünglichen Sinn verloren.
Darüber hinaus wird argumentiert, dass die Zeitumstellung gesundheitliche Schäden mit sich bringe. Mediziner*innen warnen in Veröffentlichungen davor, dass sie auf den Körper wie ein kleiner Jetlag wirken kann, insbesondere bei Menschen, die unter Schlafstörungen oder organischen Störungen leiden. Die „innere Uhr“ des Menschen würde durcheinandergebracht werden und es können Tagesschläfrigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Schwankungen der Herzfrequenz sowie Verdauungsstörungen folgen. Das führt wiederum zu zusätzlichen Kosten im Gesundheitswesen.
Zwar erfüllt die Sommerzeit nicht den Zweck, für welchen sie eingeführt wurde, jedoch gibt es auch Stimmen, die einen klaren Vorteil in ihr sehen, wie der Wissenschaftler Graf: „Eine einzige Zeit für ganz Europa ist eine große Errungenschaft, ein Zeichen europäischer Einheit.“
Würden einzelne Nationen aus diesem Abkommen der Zeitregelung austreten, gäbe es unterschiedliche Zeitzonen in Europa, was zu einem unerwünschten zeitlichen Durcheinander führen würde.
Die Diskussion der Zeitumstellung ist noch nicht abgeschlossen; innerhalb der EU wird ein einheitliches Vorgehen weiterhin diskutiert, sodass es keine nationalen Alleingänge gibt, aber eine Einigung ist bis jetzt noch nicht in Sicht. Es könnte dabei auch auf eine Einigung auf eine halbe Stunde hinauslaufen.
Wie ihr merkt, gibt es Argumente sowohl für als auch gegen die Zeitumstellung.
Was ist eure Meinung dazu? Sollte sie bleiben oder abgeschafft werden?
Und vergesst nicht morgen, am 30.10.2022 alle eure Uhren eine Stunde zurückzustellen!
Verfasst von Jatina Kellner, Q2
Quellen:
https://www.t-online.de/leben/reisen/reisetipps/id_65982114/zeitumstellung-warum-gibt-es- sommerzeit-und-winterzeit-.htmlhttps://praxistipps.focus.de/warum-gibt-es-die-zeitumstellung-einfach-erklaert_100681https://www.merkur.de/leben/1919-wurde-zeitumstellung-erstmals-abgeschafft- zr-10380152.htmlhttps://www.spiegel.de/geschichte/sommerzeit-einfuehrung-1980-zeitumstellung-in-ddr- und-brd-a-1025254.htmlhttps://www.bdew.de/presse/presseinformationen/bdew-zur-diskussion-ueber-die- abschaffung-der-zeitumstellung/https://www.morgenpost.de/vermischtes/article234864885/Zeitumstellung-abschaffen- Rettet-Kompromiss-Plaene-der-EU.html
Bild:
https://pixabay.com/de/photos/zeitumstellung-uhrzeit-sommerzeit-1372935/
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