Die aktuelle Corona-Pandemie, die in Wuhan ausbrach und bislang 5,48 Millionen Todesopfer (Stand: 8. Januar 2022) forderte, beeinflusst uns nun schon seit zwei Jahren und versetzt die Welt in einen Ausnahmezustand. Doch so neu und scheinbar endlos, wie es manchmal scheinen mag, ist die Situation gar nicht. Pandemien gab es im Verlauf der Geschichte schon viele. In den meisten Fällen gab es irgendwann ein Ende durch Anpassung des Menschen an die Krankheitserreger oder durch Entdeckung von Heilmitteln beziehungsweise Impfstoffen.
Hier ein Überblick über die größten Pandemien:
Die Attische Seuche
In den Jahren 430 bis 426 v. Chr. wütete die erste dokumentierte Pandemie: Die Attische Seuche brach in Äthiopien aus und verbreitete sich zunächst in Ägypten und Libyen. Im Peloponnesischen Krieg kam sie während der Belagerung Spartas auch in die Region Athen (Attika) und läutete deren Untergang ein. Allein dort gab es 200.000 Todesopfer, was etwa einem Drittel der Bevölkerung entsprach. Laut dem Historiker Thukydides, der selbst erkrankt war, machte sich die Erkrankung durch Symptome wie Ausschlag, Durchfall, hohes Fieber und Krämpfe bemerkbar. Heute vermutet man, dass Typhus die Ursache war.
Die Antoninische Pest
Zur Zeit des römischen Kaisers Marcus Aurelius aus dem Geschlecht der Antoniter, welche die Namensgeber für diese Pandemie waren, brach im Jahr 165 in Mesopotamien, während des Kriegs gegen die Parther, die Antoninische Pest aus. In weniger als einem Jahr erreichte sie Rom. In den Jahren 166 bis 189 kostete die Infektion ca. 10 Millionen Menschen das Leben. Zu den Symptomen zählten rötlicher Schorf, Durchfall und Erbrechen. Anders als der Name nahelegt, lässt sich diese Pandemie auf Pocken, die durch einen Virus verursacht werden und nicht auf die Pest zurückführen. 1980 wurden die Pocken endgültig für ausgerottet erklärt.
Der Schwarze Tod
Im 14. Jahrhundert brach in China die Pest aus und erreichte 1346 durch mongolische Truppen den Hafen von Caffa am Schwarzen Meer. Von dort aus breitete sie sich über genuesische Schiffe zunächst nach Nordafrika und dann über den Hafen von Marseille nach ganz Europa aus. Durch die Pest starben allein in Europa zwischen 25 und 40 Millionen Menschen, d.h. zwischen einem Drittel und der Hälfte der damaligen Bevölkerung. Die Bezeichnung “Schwarzer Tod“ leitet sich von der mit der Krankheit zusammenhängenden
Schwarzfärbung der Haut und den ebenfalls schwarzen Pestbeulen ab. 1352 endete die Pest-Pandemie vorerst, es folgten aber bis ins 18. Jahrhundert hinein weitere Wellen.
Die Spanische Grippe
Nachdem sie 1918 in Asien entstanden war, kam die Spanische Grippe zunächst in die Vereinigten Staaten. Soldaten brachten sie im Ersten Weltkrieg schließlich nach Europa, von wo aus sie sich schließlich über die ganze Welt verbreitete. Die Pandemie erhielt ihren Namen, da die ersten alarmierenden Nachrichten aus Spanien kamen, das nicht der Zensur und dem Krieg unterworfen war. Auslöser für die vielen Erkrankungen war das Grippevirus vom Typ A H1N1. Schätzungsweise infizierte sich ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung. Am Ende der Pandemie im April 1919 gab es allein in Europa 20 bis 30 Millionen Todesopfer, weltweit sogar bis zu 50 Millionen.
Die Cholera
Bereits seit mehreren hundert Jahren kam die Cholera im Gangesdelta in Indien vor, bevor sie sich 1830 nach Russland, Polen und schließlich Berlin ausbreitete. 1832 erreichte die Cholera auch Frankreich. Über irische Einwanderer gelangte sie nach Quebec, wo sie ebenfalls viele Opfer forderte. Die Ursache war damals unbekannt. Später stellte sich heraus, dass die Erkrankung durch das Bakterium Vibrio Choleræ hervorgerufen worden war. Wenn man infiziert wurde, kam es zu einer schnellen Dehydrierung aufgrund von Durchfall und Erbrechen, die manchmal innerhalb weniger Stunden zum Tod führte. Da es zu mehreren weiteren Wellen kam, sind keine genauen Angaben zu Opferzahlen möglich.
Die Asiatische Grippe
Das aus China stammende Virus H2N2 verursachte in den Jahren 1956 und 1957 eine schwere Pandemie. Über Hongkong, Singapur und Borneo erreichte es Australien und Nordamerika, später auch Afrika. Die Asiatische Grippe, die ihren Namen wegen ihres Ursprungs erhielt, kostete weltweit zwei bis drei Millionen Menschen das Leben. Durch die Mutation zu H3N2 entstand 1968/69 eine neue Pandemie mit dem Beinamen “Hongkong-Grippe“.
Zu dieser Zeit wurden auch die ersten wirksamen Impfstoffe gegen Grippe entwickelt.
AIDS
Erstmals entdeckt wurde die Krankheit AIDS 1981 in den USA, als seltsame Fälle von Pneumocystis (eine seltene Lungenentzündung bei immungeschwächten Patienten) auffielen. Der Ursprung des Virus liegt aber im Kongo. Erst zwei Jahre später gelang es einem Forscherteam das sogenannte HI-Virus zu identifizieren. In den ersten Jahrzehnten starben jährlich zwei Millionen Menschen an dem Virus. Durch antiretrovirale Behandlung ist die Sterblichkeitsrate inzwischen gesunken, so dass heute 36,9 Millionen Menschen trotz AIDS-Erkrankung weiterleben können. Eine Heilung oder Impfung ist aber bisher nicht möglich.
Durch die Corona-Pandemie sind neben der Hoffnung auf die Entwicklung und Wirkung von Medikamenten und Impfstoffen auch die Themen Hygiene und Schutzmaßnahmen stark in den Vordergrund gerückt. Auch in der Vergangenheit hat man sich den Pandemien nicht kampflos ergeben, sondern hat versucht die Situation durch verschiedene Maßnahmen zu verbessern:
Schutzkleidung
Viele Menschen schützten sich mit Tüchern vor Mund und Nase. Ärzte trugen Lederkleider und Handschuhe sowie Masken. (Auf dem linken Bild zu sehen)
Quarantäne/Isolation
In Italien wurde 1374 aufgrund der Pest-Pandemie erstmals eine ganze Stadt von der Außenwelt isoliert. Zusätzlich mussten Reisende, die in die Stadt wollten und verdächtigt wurden infiziert zu sein, in eine 40 Tage lange Quarantäne. Pestkranke kamen 1423 erstmals in ein Kloster, das als ,,Pestkrankenhaus“ umfunktioniert wurde.
Statistik
Italiener zählten auch die Todesopfer, um festzustellen, ob die Infektionen eine kurzfristige Anhäufung von Krankheitsausbrüchen oder eine Seuche darstellten.
Kontaktbeschränkungen/Seuchengesetz
1400 wird in Deutschland das erste Seuchengesetzt beschlossen, welches auch vorsieht, dass Pestkranke keinen Kontakt zu anderen haben und keine Lebensmittel verkaufen dürfen. Auch Gesunden wurde es zeitweise verboten Kontakt zu anderen Menschen zu haben.
Sonstiges
Außerdem versuchten Menschen die Pandemie zu bekämpfen, indem sie Kräuter in Räucherpfannen erhitzten, Essigwasser-Waschungen durchführten und sogar ganze Städte abbrannten.
Verfasst von Karl Sayadi
Weitere interessante Informationen zu diesem Thema:
- Buch
Dr. Alfons Labisch und Prof. Dr. Heiner Fangerau: Pest und Corona. Pandemien in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, Herder Verlag GmbH; 1. Edition (30. April 2020) - Ausstellung:
“Seuchen. Fluch der Vergangenheit – Bedrohung der Zukunft“, 28. August 2021 bis 27. März 2022, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. - Film:
Bundeszentrale für Politische Bildung: Reihe „Mit offenen Karten“, Folge „Die Geschichte der Epidemien“, Produktion: Mai 2020, Spieldauer: 00:12:15 -> https://www.bpb.de/mediathek/322367/die-geschichte-der-epidemien.
Quellen:
https://www.bpb.de/mediathek/322367/die-geschichte-der-epidemien
https://www.futura-sciences.com/de/grossen-pandemien-geschichte-gepraegt_2936/
https://www.dw.com/de/seuchen-pest-corona-ausstellung/a-59356592
Bildquellen:
https://www.br.de/wissen/spanische-grippe-influenza-virus-pandemie-referat-100.html
https://www.dw.com/de/seuchen-pest-corona-ausstellung/a-59356592
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