Während unserer Recherchereise haben wir unter anderem auch den Binnenhof besichtigt. Der Binnenhof in Den Haag ist heutzutage ein Ort, in dem die Bevölkerung die gewählten Vertreter ihres Landes treffen kann. Sehr viele niederländische Schulklassen machen Ausflüge zum Binnenhof nicht nur um z.B. das Parlament oder den Rittersaal zu sehen, sondern um die Geschichte von Den Haag kennenzulernen, die auf den Binnenhof zurückzuführen ist.
Der Binnenhof entstand, weil Florens IV. ein Jagdhaus zwischen seinen beiden niederländischen Residenzen errichten wollte, das schließlich Anfang des 13. Jahrhunderts von seinem Nachfolger Wilhelm II. fertiggestellt wurde. Schon bald entwickelte sich daraus ein selbstständiger Hof mit eigener Rechtsprechung. Den Haag entwickelte sich nicht nur zur Handelsstadt, sondern auch zum Tagungsort für die Generalstäte der Niederlande, da dieses Gebiet politisch neutral war. Somit unterzeichnete man bedeutende Verträge, wie zum Beispiel den Westfälischen Frieden, und traf hier wichtige Beschlüsse, wie die Aufhebung der Monarchie Hollands. Zudem findet jedes Jahr am dritten Dienstag im September dort die sogenannte „Thronrede“ statt. In dieser Rede präsentiert der König das Regierungsprogramm und zeigt sich der Gesellschaft. Ein großer Höhepunkt ist vor allem die Fahrt mit einer goldenen Kutsche hin und zurück zum Noordeinde Palast, dem Sitz des Königpaares.
Auf dem Binnenhof sind drei wichtige Hauptattraktionen zu finden: der Rittersaal, das Parlament und der Senat. Der Turm des Ministerpräsidenten („Mauristurm“), der Sitzungssaal des Ministerrats („Trêves-Saal“) und der Turm des Ministeriums für allgemeine Angelegenheiten („kleiner Turm“) werden auch oft besichtigt, auf diese werde ich aber nicht weiter eingehen.
Der Rittersaal liegt im östlichen Teil des Binnenhofes und wurde im 13. Jahrhundert als Festhalle in Form eines Jagdschlosses erbaut, um das Volk zu beeindrucken. Später entwickelte es sich zu einer Markthalle und dann zu einem Gerichtssaal. Die erste niederländische Verfassung wurde im Jahr 1848 dort unterschrieben. Seitdem hängt diese über einen Doppelkamin. Heutzutage dient der Rittersaal nur der Repräsentation.
Das Parlament liegt auf der Südseite des Binnenhofs. Hier hält die zweite Kammer, die dem Deutschen Bundestag entspricht, immer ihre Sitzungen ab. Es besteht aus 150 Repräsentanten, die direkt gewählt werden. Früher war es ein Ort, an dem man lokale Probleme diskutiert hat, was auch heute noch durch die Transparenz des Parlamentes symbolisiert wird. Auch ein Ölgemälde im Plenarsaal soll symbolisieren, dass mehrere Perspektiven auf eine Sache zum richtigen Ziel führen. Heutzutage dürfen die Besucher auch die Plenarsitzungen, die mittwochs gehalten werden, besuchen. Dort werden unter anderem Gesetzesentwürfe etc. besprochen.
Der Senat liegt an der Nordseite des Binnenhofs. Im Senat tagt die erste Kammer und hat eine legislative Funktion. Es war ein ehemaliger Saal, in dem die Staaten von Holland tagten. Dort wurde unter anderem im Jahr 1815 das Zwei-Kammer-System der Niederlande eingeführt und der Vertrag, der besagte, dass Belgien und Holland sich vereinen, unterschrieben. Die Mitglieder des Senats werden von den 12 Provinzländern bestimmt und arbeiten dort ehrenamtlich. Heutzutage dienen zudem die Debatten des Senats der Auslegung der Gesetze und es werden dort Fragen der aktuellen und zukünftigen Politik diskutiert. Die Kammer ist jedoch nur in der Lage, Gesetze abzulehnen.
Das Parlamentsgebäude und der Rittersaal lohnen also auf jeden Fall eine Besichtigung.